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Hellmuth Wolf ist Managing Partner bei Signium am Standort Düsseldorf. Seine Beratungsschwerpunkte liegen einerseits in der Betreuung von Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften sowie Rechtsanwaltssozietäten. Durch seine eigene Prax...
Erschienen in: F.A.Z., 17.06.2025, Nr. 138, Wirtschaft, S. 18, D0
mfe. FRANKFURT. Firmenkäufer gewinnen in der Prüfungs- und Beratungsbranche an Bedeutung. Ein Beispiel ist etwa die strategische Partnerschaft zwischen Ufenau Capital Partners und PKF WMS, einem auf mittelständische Familienunternehmen ausgerichteten Anbieter von Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung und weiteren Beratungsdienstleistungen aus Osnabrück. Auch wurde die schwedische Private-Equity-Firma EQT Ankerinvestor der Steuerberatung WTS, die nach dem Deal sogar zu den Big Four aufschließen will. Für das Prüfungs- und Beratungshaus Grant Thornton in Deutschland ist ebenfalls ein Einstieg eines Investors im Gespräch.
Die Prüfungs- und Beratungsbranche öffnet sich für Investoren, weil längst nicht alle Gesellschaften die gewaltigen Investitionen in die Digitalisierung aus eigener Kraft bezahlen können. Je nach Unternehmen gibt es unterschiedliche Auffassungen über die Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren. Welche Folgen hat der Trend für die Branche – und was ändert sich aus Sicht von Mitarbeitern und Bewerbern, wenn ein Finanzinvestor an Bord kommt?
Ferdinand Rüchardt ist Geschäftsführer und Vorstand des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Ecovis. Er erwartet, dass es auch weiter unterschiedliche Geschäftsmodelle in der Branche geben wird, also zum Beispiel investorengetriebene Steuerkonzerne ebenso wie fest im Berufsstand verankerte Prüfungs- und Beratungsanbieter. “Die Zahl der unabhängigen Prüfungs- und Beratungsanbieter wird aber merklich abnehmen”, sagt Rüchardt. Die Konsolidierung könne in Form von Zusammenschlüssen zu eng verzahnten Netzwerken erfolgen, wie etwa im Fall Ecovis, oder in der Hand von Investoren. “Zu unserem Geschäftsmodell passt kein Finanzinvestor”, sagt der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Ecovis berät vorwiegend Mandanten aus dem Mittelstand. Diese fühlen sich bei Prüfern und Beratern wohler, die wie sie ebenfalls Unternehmer sind, also Verantwortung für ihre Kanzlei oder ihr Netzwerk tragen. “In einem von Finanzinvestoren getriebenen Umfeld könnte der wirtschaftliche Druck auf Prüfer und Berater zunehmen”, sagt Rüchardt. Das könne man auch in anderen freiberuflichen Branchen beobachten, die mit “Smart Money” finanziert und konsolidiert werden, wie etwa Arztpraxen oder Rechtsanwaltskanzleien; für Letztere sieht das Gesetz ein Fremdbesitzverbot für externe Kapitalgeber vor.
Wer als Berater oder Prüfer in einem mit Private Equity finanzierten Unternehmen angestellt ist, kann sich dort auf fachliche Aufgaben konzentrieren, ohne unternehmerische Verantwortung übernehmen zu müssen. Dafür verzichtet man allerdings auf einen vollen Anteil am Gewinn und auf die Selbständigkeit. Dabei dürfte die Freiheit bei der Auswahl von Mandanten und Fachgebieten deutlich eingeschränkt sein, denn Investoren werden sich wohl auf besonders lukrative Kunden und Aufträge konzentrieren.
“Die Beteiligung von Finanzinvestoren an Prüfungs- und Beratungshäusern wird für Mitarbeiter und Kandidaten auf jeden Fall ein Thema sein“, sagt Hellmuth Wolf, Partner bei der Personalberatung Signium. Mit Investoren an Bord müssten Prüfer und Berater weniger unternehmerische Verantwortung übernehmen. Manche sehen das vielleicht als Befreiung von lästigen Pflichten und als Chance für mehr Mandatsarbeit oder eine bessere Work-Life-Balance. Andere empfinden das eher als Einmischung.
“Da sind Freiberufler empfindlich“, sagt Wolf. In jedem Fall werfen Finanzbeteiligungen an Kanzleien Fragen für Jobkandidaten auf. “Was passiert zum Beispiel, wenn die vom Investor gesteckten Umsatz- und Gewinnziele nicht erreicht werden?“, gibt Wolf zu bedenken. Partner in Prüfungs- und Beratungsgesellschaften planen ihren Business Case üblicherweise auf Sicht von drei bis vier Jahren. Zudem bauen sie darauf, dass die Partnerschaft insgesamt solidarisch ist. Läuft es in einem Geschäftsfeld mal nicht so gut, können andere Geschäftsbereiche das ausgleichen. Investoren dagegen würden sich eher Rosinen herauspicken und sich möglicherweise von unprofitablen Partnern trennen.
“Das erhöht natürlich den Druck und das Risiko“, sagt Wolf. Je nach persönlicher Präferenz der Führungskräfte könne die Investorenbeteiligung aber auch Vorteile bieten. “Nicht alle wollen Equity-Partner mit Umsatzverantwortung werden und sich um Kanzleistrategien kümmern“, sagt Wolf.