Die Säulen der FMCG: Innovation, Engagement und Nachhaltigkeit

Führung sollte „men–tra–gil“ praktiziert werden!

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind wir im Krisenmanagement und der Notfallplanung stark gefordert. So ist es kaum ein Wunder, dass sich unser Fokus auf das Tagesgeschäft richtet. „Luxusthemen“ wie Zukunftsplanung und menschliche Interaktion nehmen im aktuellen Geschäftsleben kaum noch Raum ein. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass viele Treiber im besten Falle nur „on hold“ stehen.

Gerade die FMCG-Branche, die Industrie, die uns am nächsten steht – wir essen und trinken die Produkte, tragen sie auf die Haut auf – ist mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Zwischen Innovation, Engagement und Nachhaltigkeit müssen sich FMCG-Unternehmen immer wieder neu behaupten und erfinden. Das verlangt von Führungskräften und Mitarbeitern große Kraft und Kreativität.

Die FMCG-Branche braucht belastbare Innovationsprozesse

Innovationskraft ist eines der höchsten Güter eines FMCG Unternehmens. Immer wenn wir glauben, wir haben schon alles gesehen und erlebt, kommt das „nächste große Ding“, das unser Leben bereichern, vereinfachen oder gesünder machen soll. Aber Blockbuster-Neuheiten zu entwickeln, die über Generationen hinweg erfolgreich sind, ist keine leichte Kunst. Um den Anforderungen anspruchsvoller und verwöhnter Konsumenten gerecht zu werden, gilt es, den Innovationsprozess im Unternehmen selbst permanent weiterzuentwickeln.

Mit der Zeit hat sich die Funktion der Innovation jedoch aus dem Entwicklungslabor auf cross-funktionale und interdisziplinäre Teams verlagert. In vielen Unternehmen ist das „Corporate Mindset“ für innovatives Denken und Handeln unter der Ägide von Innovationspäpsten und deren Teams neu ausgerichtet worden. Auch der „Zukauf von Innovation“ über externe Scouts oder Venture Arms bescheren Unternehmen diverse Produktpipelines, die sie aus eigener Kraft oder aufgrund verkrusteter interner Strukturen nicht stemmen können. Nach der langen disruptiven Covid-Phase wird es schwierig sein, im „neuen Normal“ geänderte Bedürfnisse und Erwartungen akkurat zu prognostizieren. Belastbare Innovationsprozesse werden für Unternehmen der Branche wichtiger denn je.

Erfolgreiche FMCG-Unternehmen fördern Engagement auf allen Ebenen

• Customer Engagement
  Gerade in den letzten Jahren beschäftigen sich FMCG Marketeers verstärkt mit dem Thema Customer Engagement. Im Zentrum steht dabei dessen Bedeutung und Potential als Kundenbindungstool im Rahmen einer langfristigen CRM-Strategie. Wie nie zuvor partizipieren Kunden aktiv im social-web (Live-Chats, Foren, Communities, Bewertungsportale, soziale Netzwerke). Sie teilen ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Empfehlungen. Sie bewerten Unternehmen und ihre Produkte. Dieses Feedback einzuholen, Kundeninteraktionen zu steuern und erfolgreich zu kommunizieren ist eine komplexe Herausforderung. Auf lange Sicht betrachtet ist sie ein bedeutender und herausfordernder Teil des Onlinemarketings.

• Mitarbeiter Engagement
  Engagierte Mitarbeiter sind loyaler, motivierter, produktiver und glücklicher. Sie identifizieren sich mehr mit ihrer Arbeit, bringen sich stärker ein und leisten dadurch einen großen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Dies gilt allerdings nicht nur für Unternehmen in der FMCG-Branche. Doch in diesem hoch-kompetitiven und leistungsorientierten Umfeld zählen Ideenreichtum und der Mitarbeitereinsatz über die „Extrameile“ hinaus besonders viel. Belastbare Engagement-Strategien berücksichtigen kritische Faktoren wie die Entwicklung, Mitwirkung und Anerkennung von Mitarbeitern und bieten Aufstiegsmöglichkeiten. Sie sind unabdingbar für Unternehmen, die Talente gewinnen und halten wollen.

• B2B Engagement
  Ein zumindest im hiesigen Markt noch relativ unbekanntes Thema ist das B2B Engagement. Dabei geht es um das aktive gegenseitige Benchmarking und die Kollaboration zwischen Lieferanten und ihren Retailern im Konsumgüterumfeld. Der offene Austausch und die Übersetzung von Insights in Actions wie die gemeinsame Category-Planung oder Produktentwicklung führt zu tieferen Beziehungen und damit nachweislich zu Umsatzsteigerungen, ohne dass beide Seiten an Verhandlungsstärke einbüßen. B2B -Engagement wird in der Post-Covid Phase bei der Bewältigung von neuen Herausforderungen für Lieferanten und ihre Retailer ein wichtiger Faktor bleiben.

Nachhaltigkeit muss in der Unternehmenskultur verankert werden

Die FMCG-Branche ist nicht die einzige Branche, die vom Trend der Nachhaltigkeit beeinflusst wird. Unternehmen, die derart direkt und persönlich mit ihren Konsumenten agieren, sind angehalten, konsequente Strategien und Programme zu entwickeln und umzusetzen, um deren Anforderungen gerecht zu werden. Kunden erwarten von Anbietern, dass sie verantwortungsvoll mit Menschen, Tieren und Umwelt umgehen. Auch in den Betrieben steht die Mitarbeitergesundheit – mental wie körperlich – im besonderen Fokus. Dies bedarf besonderer Fürsorgeprogramme, die das höchste Gut eines Unternehmens schützen und pflegen: den Mitarbeiter. Nachhaltigkeit muss in der Unternehmenskultur verankert und mit Überzeugung gelebt werden.

Wie sich dadurch die Anforderungen an Führungskräfte verändern

Neben dem ohnehin anspruchsvollen Tagesgeschäft stellen die drei beschriebenen Themen die Führungskräfte der FMCG-Branche vor besondere Herausforderungen. Gerade in den kommenden 1 bis 2 Jahren wird ein besonderer Führungsstil gefordert sein, den wir gerne als „men–tra–gil“ bezeichnen.

• Menschliches Führen
  Chefs, Mitarbeiter und Konsumenten erfahren in der Pandemie eine neuartige Situation. Wir sind alle in gewisser Weise gezwungen gewesen, an unsere Grenzen zu gehen. Gleichzeitig stehen uns weitere Veränderungen bevor. Angesichts harter finanzieller KPIs und des Drucks, Verluste wieder gut zu machen, kommt es am Ende auf den Führungsstil an. Mitarbeiter müssen mit besonderem Bedacht, Verständnis, Empathie und Verantwortung unterstützt werden. Starke Charaktere in den Führungsetagen sind gefragt, eine Balance zwischen Gewinnorientierung und Verantwortung zu schaffen.

• Transparentes Führen
  Zeiten von Unsicherheit, Unwissenheit und Angst erfordern klare und verständliche Kommunikation. Führungskräfte sollten versuchen, ihre Belegschaft und Kunden vor Politik, Unseriösität und schädlichem Verhalten zu schützen und gleichzeitig für Transparenz und Ehrlichkeit sorgen. Es gilt, sich gegenüber allen Stakeholdern, den Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Retailern, zu öffnen. Ehrliche und konstruktive Kritik zu geben und anzunehmen, daraus Learnings und Actions abzuleiten, das ist es, was von Führungskräften gefordert wird.

• Agiles Führen
  Die FMCG Welt ist hoch kompetitiv, innovationsgetrieben, komplex, dynamisch und unberechenbar. Erfolgreiche Führungskräfte sollten bereit und fähig sein, schnell umzudenken, den Status-Quo loszulassen und sich neu auszurichten, sofern es das Umfeld fordert. Sie müssen ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem es „cool“ ist, Bestehendes in Frage zu stellen. Nur so geben Sie neuen Ideen für Produkte, Prozesse und Arbeitsweisen den benötigten Platz. Das kann bedeuten, hier und da einen „Tanker“ durch ein „Speedboot“ zu ersetzen.