Our website uses cookies in order to be able to offer the best possible functionality. By using the website you agree to the use of cookies. More information can be found here.
Hellmuth Wolf ist Managing Partner bei Signium am Standort Düsseldorf. Seine Beratungsschwerpunkte liegen einerseits in der Betreuung von Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften sowie Rechtsanwaltssozietäten. Durch seine eigene Prax...
Erschienen in: Ausgabe 16/2025 des Deutschen AnwaltwaltSpiegels
Im Rahmen unserer Leuchtturmkonferenz Inhouse Matters 2024 moderierte Hellmuth Wolf – einer der erfahrensten Personalberater in der juristischen Szene – das Panel „Next Generation Matters“. Vertreter aus allen Bereichen des Rechtsmarkts diskutierten dort lebhaft und kontrovers. Dem Thema „NextGen“ geben wir im Deutschen AnwaltSpiegel einen hohen Stellenwert und werden das auch weiterhin tun. – Denn: Es zeigt sich wie unter dem Brennglas, dass derzeit dynamische und parallele Wandlungsprozesse stattfinden. Das wird Einfluss haben auf die gesamte Branche. Auch hier kommt dem Einzug der künstlichen Intelligenz (KI) eine besondere Bedeutung zu. Thomas Wegerich hat darüber mit Hellmuth Wolf, Managing Partner bei SIGNIUM am Standort Düsseldorf, gesprochen.
Hellmuth Wolf: Bei den Partnersuchen stelle ich fest, dass mich die Law-Firms noch zielgerichteter beauftragen, was das Rechtsgebiet und die Standorte angeht. Dabei geht es auch teilweise um den Aufbau eines neuen Standorts. Mein Eindruck ist auch, dass neben dem Business-Case der Kandidaten auch die Mitnahme von Teammitgliedern noch wichtiger geworden ist. Überdies ist das Positionsprofil spezialisierter ausgerichtet – dass zum Beispiel entweder ein Partner M&A oder ein Partner Private Equity gesucht wird. Die meisten Suchaufträge befinden sich derzeit im Bereich M&A, Restrukturierung/Sanierung, IT/IP, Arbeitsrecht, Banking, Tax und Private Clients.
Unterhalb der Partnerebene bei Counsels oder sehr erfahrenen Senior Associates merke ich, dass die Kanzleien mehr auf die individuellen Bedürfnisse der Kandidaten und Kandidatinnen eingehen müssen und dass man den Anwälten auf Wunsch beispielsweise geregelte Arbeitszeiten anbietet und diese dann auf einen Bonus verzichten.
Hellmuth Wolf: Die Rechtsabteilungen müssen nach meinem Eindruck noch stärker auf individuelle Bedürfnisse der Kandidaten eingehen – sei es mit Blick auf Work-Life-Balance, moderne Führungskultur, Diversity oder Homeoffice.
Ich stelle allerdings auch fest, dass das Rad, gerade in Bezug auf Homeoffice, etwas zurückgedreht wird und die Arbeitnehmer wieder mehr Präsenz im Büro zeigen sollen – schon aufgrund des sozialen Austauschs. Daneben gibt es auch vermehrt Rechtsanwälte, die nach zwei bis drei Jahren in der Kanzlei einen Wechsel in die Industrie anstreben.
Hellmuth Wolf: Ich denke, dass bei den Kanzleien weniger Einstellungen bei Anfängern erfolgen und man nicht mehr „auf Halde“ Personal an Bord nimmt. Das Recruiting erfolgt bedarfsgerechter, da durch KI einfache Tätigkeiten automatisiert werden, was zur Folge hat, dass Anfänger dann eher zu anspruchsvollen Aufgaben und schneller in Mandantenkontakt gelangen. Das erfordert häufig auch eine steilere Lernkurve der Juristen. Die Partner dagegen arbeiten auf einem solch hohen fachlichen Niveau, dass dieses nicht von KI tangiert wird.
Bei den Rechtsabteilungen ist derzeit ebenfalls der Trend zu sehen, dass KI immer wichtiger wird und weniger Berufsanfänger eingestellt werden sowie verstärkt Spezialbereiche besetzt werden müssen. Bei den Nachwuchskräften sind zunehmend technologische Kompetenzen und neue Qualifikationen gefragt, um KI-Programme anwenden zu können. Dabei investieren Unternehmen auch in interne Schulungen zur Datenanalyse, zum Umgang mit KI-Tools, um ein Verständnis für die Funktionsweise der Algorithmen zu bekommen. Generell gilt: Die Rolle des Rechtsanwalts oder des Inhousejuristen wandelt sich, aber eine Verdrängung findet nicht statt.
Letztlich muss der Output einer KI auch hinterfragt und interpretiert werden, so dass neue Skills für Juristen erforderlich sind.
Hellmuth Wolf: Grundsätzlich ist bei der NextGen festzustellen, dass die persönliche Situation für den Wechsel wichtiger ist als der Karriereweg und man nicht mehr automatisch die Frage stellt, wann man Partner wird. Heute stehen auch temporäre persönliche Aspekte im Vordergrund, wie Geburt eines Kindes, Hausbau, Homeoffice oder Fahrtweg ins Office. Aber man muss auch eine Lanze für die NextGen brechen – es gibt noch immer viele ehrgeizige Kandidaten und Kandidatinnen. Aus dem Grund verbietet es sich, die NextGen generell als wenig leistungsorientiert darzustellen. Auch Rechtsanwälte sind nach wie vor überwiegend karrierewillig. Ich bemerke allerdings zugleich, dass Leistungselemente wieder mehr im Vordergrund stehen.
Hellmuth Wolf: Ich denke, dass in den kommenden zwei Jahren die Anforderungen an Rechtsanwälte und auch an die Tätigkeiten immer spezieller werden, weil die Anforderungen der Unternehmen durch Regulierung, Digitalisierung und Internationalisierung spezieller werden.
Der Trend geht sowohl bei Kanzleien als auch bei Rechtsabteilungen zu weniger, aber zu qualifizierteren Mitarbeitern, die durch KI auch neue Qualifikationen benötigen. Interessant ist an der Stelle eine Aussage des SAP-Chefs Klein, der für sein Unternehmen eine neue Leistungskultur und eine Bewertung der individuellen Leistung und der Teamfähigkeit verlangt, ferner „unermüdlichen Einsatz und eiserne Disziplin“, was fast vergessene Begrifflichkeiten sind. Wenn ein Technologieunternehmen wie SAP das sagt, kann das eine Vorreiterrolle für die Industrie und damit auch für die Rechtsabteilungen haben.
In fünf Jahren kann viel passieren, der Trend wird sich jedoch verstärken. Die NextGen wird sich dann vermehrt anpassen müssen, wenn die Nachfrage nach Anfängern generell geringer wird, aber die Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen benötigen.