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Sabbaticals sind heutzutage in aller Munde. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich dazu, ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, eine Auszeit vom (Berufs-)Alltag zu nehmen. Doch welche Aspekte müssen beleuchtet werden, wenn sich Führungskräfte eines Unternehmens für ein Sabbatical interessieren? Beate Stelzer, Partnerin bei der internationalen Personalberatung Signium, sprach dazu einige hochkarätige Manager, die sich selbst für den Luxus einer Auszeit entschieden.
Ein wesentlicher Punkt, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, da waren sich die Befragten einig, ist die richtige Vorbereitung. Neben dem passenden Zeitpunkt braucht es ebenso eine Stellvertretung, die in der Lage ist, die eigenen Aufgaben zu übernehmen. Und auch das Team selbst spielt eine zentrale Rolle. Agiert der Chef nach dem Motto „keiner darf besser sein als ich“, wird ein Sabbatical in den seltensten Fällen gelingen. Hat man als Führungskraft hingegen den Anspruch Mitarbeiter zu führen, denen man auf Augenhöhe begegnen kann, ist dies eine wesentliche Voraussetzung für ein gelungenes Sabbatical.
Gerade während der Auszeit selbst, reflektieren viele Vorgesetzte ihre Rolle. Fragen wie „Wozu braucht es mich eigentlich?“, wenn das Unternehmen scheinbar auch ohne die eigene Anwesenheit monatelang erfolgreich funktioniert, tauchen auf. Man tue gut daran, diese Fragen zuzulassen, so Beate Stelzer. Sie machen den Weg frei, seine eigene (Führungs-)Rolle genauer zu überdenken und neu zu definieren. Einige der Befragten erklärten, dass sie nach ihrer Rückkehr ihr Führungsverhalten veränderten und sich damit besser fühlten als zuvor. Sie nahmen sich selbst zurück, um den Mitarbeitern mehr Freiraum zu verschaffen, sich selbst zu entfalten. Dennoch benötigt es auch eine Portion Mut, sich für das eigene Unternehmen entbehrlich zu machen und sich mit selbstreflektierenden Gedanken zu beschäftigen.
Mut braucht es aber nicht nur für diejenigen, die gehen, sondern auch für diejenigen, die bleiben. Wichtig sei dabei, dass ihnen klar kommuniziert wird, dass man ihnen die Aufgaben auch zutraue, so einer der Befragten. Neben einer wertschätzenden Führung sei dabei auch eine entsprechende Fehlerkultur essentiell. Nicht selten werden die Rückkehrer von ihren eigenen Mitarbeitern überrascht, die mit der neuen Verantwortung besser umgehen, als erwartet. So können im Umkehrschluss beide Seiten vom Sabbatical profitieren – die, die den Mut aufbringen loszulassen und jene die mit der neuen Verantwortung wachsen und sich dadurch beruflich wie persönlich entwickeln.
Als ein Antrieb für das eigene Sabbatical zeigte sich unter den Befragten auch die Signalwirkung ihrer Entscheidung für das gesamte Unternehmen. So wollten sie ihren Mitarbeitern zeigen, dass auch sie diese Erfahrung machen können. Ihnen Zeit zu „schenken“, um Erfahrungen zu sammeln, für die im Alltag keine Zeit bleibt, ist eine wichtige Motivation für Unternehmen wie Führungskräfte. Auch gelingt es Unternehmen durch das Angebot von Sabbaticals Mitarbeiter in verschiedenen Lebensphasen zu unterstützen. Sei es die Pflege von Angehörigen, die Abenteuerlust der jüngeren Kollegen oder die bewusste Auszeit der Mid-Ager – ihnen allen gebe das Sabbatical die Gelegenheit, sich auf wichtige Projekte außerhalb der Arbeit zu konzentrieren. Die Erfahrung nach der Rückkehr der Angestellten zeigt sich demnach auch überwiegend positiv. Gerade für das Commitment an das Unternehmen habe das Sabbatical eine wichtige Bedeutung, fand Stelzer heraus.
Insgesamt fällt das Fazit zur betrieblichen Auszeit bei den interviewten Führungskräften sehr positiv aus. Der „elektronische Detox“ habe ihnen gut getan, um sich auf das Wesentliche zu besinnen und die Möglichkeit der Reflektion geboten. Auch haben sie neue Kraft geschöpft, die sie nun gewinnbringend in ihrer eigenen Rolle einsetzen können. „Es zeigt sich, dass viele Führungskräfte nach anfänglicher Skepsis zu Befürwortern des Sabbaticals werden und auch ihre eigenen Mitarbeiter ermutigen, sich eine Auszeit zu nehmen“, fasst Beate Stelzer ihre Gespräche zusammen. Unternehmen brauchen mutige Führungskräfte, gerade auf Vorstandsebene, die selbst als Vorbild agieren, nur so könne die Angst vorm „Karriereknick“ eingedämmt werden, ist sie überzeugt. Denn bereut hat keiner der Befragten seine Entscheidung. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass sie in Unternehmen tätig sind, in denen keine negativen Konsequenzen für ihren temporären Ausstieg drohten, erklärt Stelzer.