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Aktuell ist vermehrt ein Trend zu CFOs mit Beratungsbackground (BCG, McKinsey, Roland Berger, Stern Stewart, Bain, Horvath etc.) vor deren operativer Erfahrung zu beobachten. Früher war ein Wirtschaftsprüfer-Hintergrund wie in Großbritannien en vogue. Heute sind es Unternehmensberater, die eine breitere Erfahrung mitbringen. Laut einem Handelsblatt-Artikel kommen zum Beispiel bei der Deutschen Lufthansa von den fünf geplanten Kandidaten für den Vorstandsnachwuchs vier aus Unternehmensberatungen.
Auch der künftige CFO der Deutschen Telekom, Christian Illek, begann nach seinem Studium bei Bain. Die CFOs von Basalt, Continental, CompuGroup, den Grob-Werken, Deutsche Post, Heraeus, Hilti, Knorr-Bremse, Lekkerland, Nemetschek, RWE, Schott, Trumpf, Uniper und Wacker Chemie haben alle ihre Wurzeln in namhaften Beratungsunternehmen.
Auch wenn die CFOs von Benteler, Bertelsmann, Bilfinger, Fresenius, Fuchs-Petrolub, Hella, Leoni, Itelligence und der Software AG mit ihrem WP-Background eine beispielhafte Karriere gemacht haben, werden ihre jüngeren Kollegen in den WP-Gesellschaften – auch wenn sie vermehrt offen für eine Karriere außerhalb der Wirtschaftsprüfung sind – in einem geringeren Umfang als bisher als CFO nachgefragt sein. Den deutschen WP-Gesellschaften muss zu denken geben, dass zum einen in den DAX 30-Unternehmen die CFOs mit Unternehmensberater-Background (drei von McKinsey und zwei von Bain) die Nase vorne haben und zum anderen von den drei CFOs mit WP-Hintergrund nur einer aus Deutschland (Heidelberger Druckmaschinen) und zwei aus dem Ausland kommen: Michael Brosnan (Fresenius Medical Care) aus USA und Rachel Empey (Fresenius) aus England. Wenn man Dessi Temperley (Beiersdorf), die ihren ACMA in Accounting parallel zu Ihrer damaligen Aufgabe als Management Accountant bei Shell in London absolvierte, mit einbezieht, stammen 50 Prozent der weiblichen DAX-CFOs aus England. Generell sind in England prozentual weit mehr CFOs im FTSE 100 aus Audit-Firmen als im DAX 30 in Deutschland.
Gründe für den Trend zu CFOs aus Unternehmensberatungen sind vielfältig: Viele der aus den Kaderschmieden kommenden Consultants sind heute in einer CEO-Verantwortung und bevorzugen CFOs, die ähnlich wie sie „gedrillt“ sind und sich auf Augenhöhe mit dem CEO begegnen, da sie ähnlich denken und handeln. Unternehmensberater agieren immer als Sparringspartner ihrer Kunden/Vorstände in allen die Unternehmensstrategie (und darüber hinaus) betreffenden Fragen, sind somit zukunftsorientiert und beziehen Trends, Geschäftspotentiale sowie technologische und gesellschaftliche Entwicklungen in ihre Überlegungen ein.
Bei großen Restrukturierungen und Unternehmens-Neuausrichtungen ist der Unternehmensberater involviert, um gemeinsam mit den operativen Einheiten der Kunden Lösungen zu erarbeiten. Das permanente Controlling der Ressourceneffizienz löst das Denken in Quartalsabschlüssen ab. Somit ist der Manager mit Unternehmensberater-Background der „gewachsene Sparringspartner“ für den CEO und darüber hinaus für die weiteren Vorstandskollegen und selbst für den Aufsichtsrat.
Die Transformationsprozesse treibt der CFO aktiv voran und begleitet diese als proaktiver Gestalter und Nutzer der Datenströme („Lord of Big Data“). „Big Data“ ersetzt die traditionellen Systeme hinsichtlich Interpretation der Daten und wird statt vergangenheitsbezogen voraussagend eingesetzt. Diese Entwicklung geht einher mit den oben aufgeführten von den Consultants entwickelten strategischen Zukunftsüberlegungen.
Last but not least ist die breitere Erfahrung der Unternehmensberater aus mehreren Funktionsbereichen vorteilhaft („Employability“) im Vergleich zu den Wirtschaftsprüfern, die aus der Wirtschaftsprüfung kommend, meist „nur“ eine Finanzverantwortung übernehmen. Viele Unternehmensberater werden aufgrund ihrer unternehmerischen Fähigkeiten und breiten Einsatzmöglichkeiten auch von Starts-Ups umworben.
Konsequenterweise sollten Unternehmen (insbesondere Familienunternehmen), neben der gängigen Praxis, Wirtschaftsprüfer in Führungsfunktionen im Finanzbereich einzusetzen, ebenso Consultants aus Unternehmensberatungen in ihre (Nach-) Besetzungsüberlegungen einbeziehen. Hinzu kommt, dass auch Unternehmensberatungen überproportional viele qualifizierte weibliche Consultants beschäftigen – ein brachliegendes Führungskräfte- und Knowhow-Reservoir.
Es gibt aber auch kritische Stimmen: „Die Unternehmensberater sind in der Regel intelligent, sehr eloquent, fleißig und vor allem zielstrebig. Ob das dann immer das Erfolgsrezept ist? Die Investmentbanken hatten auch die bestausgebildeten Nachwuchskräfte und Führungskräfte. Wo das geendet hat, sehen wir ja heute“, sagt ein Mitglied der Unternehmensleitung eines großen Familienunternehmens mit einer Milliarde Euro Umsatz.