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Carolin Fourie ist Managing Partner bei Signium am Standort München. Sie arbeitet seit 2001 in der Executive-Search-Beratung. Zu ihren langjährigen Kunden zählen große familiengeführte Mittelständler, Private Equity- sowie auch namhafte börsen...
Ronald Reagan sagte einmal: „Eine Vision zu erfassen und festzuhalten – das ist das Wesen von Führung.“ Doch wie können Führungskräfte den widrigen Umständen durch stetig zunehmende Regulierung und Bürokratie trotzen?
Politik und Gesetzgebung haben seit jeher großen Einfluss auf die Gestaltung der Wirtschaftslandschaft. Heute erfordert Führung mehr als nur eine positive Vision – sie muss sich in einem komplexen Umfeld behaupten, das zunehmend von sozioökonomischen Turbulenzen geprägt ist. Dazu braucht es frisches Denken, praxisnahe Problemlösungskompetenz und oft den Mut, praktische, manchmal unkonventionelle Lösungen zu finden.
Erfolgreiche Unternehmer verfügen über genau diese Eigenschaften– und doch fehlt ihre Perspektive viel zu oft dort, wo die entscheidenden politischen Weichen gestellt werden. Während Handelskonflikte eskalieren, Energiepreise steigen und Bürokratie wächst, hinterlässt das Fehlen unternehmerischer Stimmen eine spürbare Lücke beim Aufbau zukunftsfähiger und widerstandsfähiger Volkswirtschaften.
Carolin Fourie, Managing Partner bei Signium Deutschland, beleuchtet das Thema:
„Ganze Branchen spüren die wachsende Last der Bürokratie. Wir müssen dynamische Denker dazu befähigen, den Status quo zu hinterfragen und kalkulierte Risiken einzugehen, die unsere Wirtschaft zu neuem Wachstum führen. Ich bin überzeugt, dass Unternehmer genau diese Denker sind. Die Frage ist: Wie können unternehmerische Erfahrungen und Einsichten einen stärkeren Platz am politischen Tisch finden – dort, wo die einflussreichsten Entscheidungen getroffen werden?“
Über alle Branchen hinweg sehen sich Unternehmen mit immer mehr Regulierungen, komplizierten Compliance-Anforderungen und belastenden Steuersystemen konfrontiert. Unternehmer spüren diese Auswirkungen oft zuerst – aufgrund ihres Drangs zu Effizienz und Innovation –, doch auch große Organisationen geraten zunehmend unter Druck.
Sektoren wie die Energie, Industrie und Fertigung leiden besonders unter dem regulatorischen Dschungel. In Deutschland kämpfen Unternehmen mit rekordhohen Energiekosten und kontinuierlich wachsender Bürokratie. Fourie beobachtet eine besorgniserregende Entwicklung:
„Selbst erfolgreiche mittelständische Unternehmen – das Rückgrat unserer Wirtschaft – stellen ihre langfristige Existenz infrage. Infolgedessen verlagern deutsche Unternehmen ihre Standorte zunehmend in unternehmensfreundlichere Regionen – mit negativen Folgen wie Fachkräfteabwanderung, Arbeitsplatzabbau und sinkender Wirtschaftsleistung.“
Warum also werden unternehmerische Stimmen nicht stärker gehört? Herr Dr. Alexander Becker, CEO der GMH Gruppe, sagt im Gespräch mit Fourie:
„Wir werden durchaus gehört. Politiker besuchen uns, aber ihr Fokus liegt nicht auf der Steigerung des Bruttoinlandsprodukts. Es wird selten anerkannt, woher das Geld des Staates überhaupt kommt. Man spricht immer vom Geld des Staates – aber dieses Geld wird von Arbeitnehmern verdient und von Unternehmen erwirtschaftet.“
Mehrere Faktoren tragen zur geringen Präsenz von Unternehmern in der Politik bei:
Effektive Regulierung ist entscheidend, um Märkte zu schützen, Verbraucher zu sichern und fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Kluge Unternehmensführung versteht die Notwendigkeit, sich an Regeln anzupassen. Doch wenn Wirtschaft und Politik getrennt – oder gar gegeneinander – agieren, entstehen weitreichende Folgen:
Fourie kommentiert: „Nicht nur kleine Unternehmen spüren die Last – ganze Industrien stehen unter Druck, insbesondere energieintensive Sektoren wie der Stahl- und Maschinenbau. Diese Unternehmen stehen vor schwierigen Entscheidungen: Stillhalten, Protestieren oder ins Ausland gehen.“
Frau Nicola Leibinger-Kammüller, CEO von TRUMPF, ist ein Beispiel für Führungspersönlichkeiten, die verstehen, wie wichtig konstruktives Einmischen ist. In den letzten Jahren hat sie wiederholt auf die wirtschaftlichen Herausforderungen für TRUMPF hingewiesen – bedingt durch systemische Probleme und politische Entscheidungen aus Berlin. Anstatt staatliche Subventionen zu fordern, betonte sie Selbstverantwortung und plädierte für schlankere Bürokratien und effizientere Verwaltung als Basis für nachhaltiges Wachstum.
Leibinger-Kammüller äußerte Bedenken hinsichtlich der Innovationslandschaft in Deutschland: Ein überreguliertes Umfeld und eine rückständige digitale Infrastruktur werden die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährden.
Fourie applaudiert Führungskräften wie Leibinger-Kammüller, die zeigen, wie Unternehmen sich an äußere Herausforderungen anpassen können – statt sie nur auszuhalten. „Strategische Investitionen in Regionen mit agilerer Politik können für Unternehmen wie TRUMPF zukunftssichernd sein. Gleichzeitig müssen Führungskräfte kontinuierlich mit politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten, um regulatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, die Menschen und Märkte schützen – ohne Unternehmenswachstum zu bremsen. Früher oder später wird sich dieses Engagement auszahlen.“
Studien belegen eindeutig: Unternehmerisches Denken wirkt bürokratischer Trägheit entgegen. Unternehmerische Führungskräfte verwalten nicht nur den Status quo. Im Gegensatz zu traditionellen Führungsstilen mit Fokus auf Stabilität und Hierarchie setzen sie auf Chancen: Sie inspirieren andere dazu, daran zu glauben, und realisieren durch Kreativität, Zusammenarbeit sowie kluges Risiko neue Wege.
„Unternehmer gelten oft als Störenfriede oder Rebellen, die nicht in klassische Unternehmens-strukturen passen.“ sagt Fourie. „Das ist ein Klischee. In Wahrheit brauchen wir ihre Fähigkeiten mehr denn je, um dem wachsenden Verwaltungsaufwand entgegenzuwirken.“
Neben der Fähigkeit, Kritik gegenüber der Bürokratie zu äußern, tragen unternehmerische Führungskräfte auch anderweitig zum Erfolg bei:
Eine Studie im Journal of Innovation & Knowledge 2024 Science Direct study zeigt: Unternehmerische Führung steigert das innovative Verhalten der Mitarbeitenden signifikant. Führungskräfte fördern neue Ideen durch flexible Denkweisen und schnelle Anpassung.
Neuere Studien belegen zudem: Mitarbeitende, die sich unternehmerisch mit ihrer Rolle identifizieren, zeigen mehr Intrapreneurship – was die Leistung im Unternehmen messbar steigert.
Organisationen mit einer unternehmerischen Kultur – wo Eigenverantwortung gefördert wird – ziehen ambitionierte Talente an und können diese besser halten.
Angesichts der zunehmenden Regulierungsflut braucht es eine neue Art von Führung. Mutiges Unternehmertum ist nicht mehr nur ein Wettbewerbsvorteil – es ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit geworden. Es steht für Neugierde, Effizienz und Agilität, also das, was die Volkswirtschaften heute dringend benötigen. Ziel ist nicht Deregulierung um jeden Preis, sondern sinnvolle Regulierung.
Dazu braucht es eine stärkere Verbindung zwischen Unternehmertum und Politik. Drei konkrete Schritte können helfen:
Abschließend appelliert Fourie für Offenheit sowie Kooperationsbereitschaft:
„Wahre Zusammenarbeit erfordert Demut von beiden Seiten: Unternehmer müssen mit Respekt und Entschlossenheit auftreten, Politiker mit echtem Interesse zuhören. Ich bin überzeugt, dass unternehmerische Führungskräfte die Stimme und die Vision haben, die Kluft zwischen Herausforderung und Veränderung zu überbrücken.“